
Elternschlaf 2025: Müde, aber mit Hoffnung
Eltern kennen das Dilemma: Sobald Kinder da sind, wird Schlaf zur Mangelware. Eine früher selbstverständlich erholsame Nacht wird plötzlich zu einem seltenen Luxus. Doch wie stark ist das chronische Schlafdefizit in Familien wirklich ausgeprägt? Gibt es Unterschiede zwischen Müttern und Vätern? Und wann normalisiert sich die Situation wieder?
Unsere große Familienschlaf-Studie 2025 mit 1.003 deutschen Eltern bringt überraschende Erkenntnisse: Während mehr als die Hälfte der Eltern tatsächlich weniger schläft als vor den Kindern, zeigt sich auch ein Licht am Ende des Tunnels. Von nächtlichen Störungen über Auswirkungen auf die Paarbeziehung bis hin zur oft vernachlässigten Schlafausstattung – Wir zeigen auf, wie Deutschlands Familien schlafen.
Über die Hälfte aller Eltern schläft weniger als vor den Kindern
Schlafdefizit ist oft das Thema unter Eltern, die Zahlen sprechen hier eine klare Sprache: 69 % der Eltern von Babys und Kleinkindern (0-2 Jahre) schlafen etwa 1-3 Stunden täglich weniger! So können aus einer Nacht mit 8 Stunden Schlaf schnell mal nur 5 Stunden durch nächtliche Unterbrechungen werden, auf Dauer für Viele eine große Anstrengung.
Bei Eltern von Kindern im Teenageralter (11-18 Jahre) haben hingegen 58 % ihren gewohnten Rhythmus wiedergefunden. Die gute Nachricht ist, dass auch schon immerhin 34 % der Eltern von Kindern im Alter von 3-10 Jahren wieder einen ausreichenden Schlafrhythmus gefunden haben. Insgesamt geben 53 % aller befragten Eltern an, heute weniger zu schlafen als in der Zeit vor ihren Kindern.
Die Folgen von Schlafmangel gehen selten spurlos an einem vorbei. Insgesamt gibt eine deutliche Mehrheit von 76 % aller Eltern an, negative Folgen von Schlafmangel zu spüren. Als am gravierendsten wird die Energielosigkeit (29 %), eine erhöhte Reizbarkeit mit sinkender Geduld (21 %) und fehlende Energie für eigene Hobbys oder Freundschaften empfunden.
Nächtliche Störungen: Ein Drittel wird regelmäßig geweckt
Ein besonders belastender Faktor für Eltern sind nächtliche Unterbrechungen. Insgesamt geben 31 % aller befragten Eltern an, dass sie regelmäßig von ihren Kindern geweckt werden, sei es durch Stillen, Alpträume oder andere nächtliche Bedürfnisse. Weitere 18 % berichten von gelegentlichen Störungen, was bedeutet: Die Hälfte aller Eltern kann nicht ungestört durchschlafen.
Der Kontrast zwischen den Lebensphasen ist hier besonders stark: Über 61 % aller Eltern von Babys (0-2 Jahre) haben keine einzige ungestörte Nacht, während bereits mehr als die Hälfte der Eltern (59 %) mit Kindern ab 11 Jahren so gut wie vollkommen ungestört schlafen können.
Hilfsmittel-Paradox: Viele probieren wenig aus
Bei der Zahl an unruhigen Nächten könnte man denken, Eltern würden allmögliche Strategien ausprobieren, um den Schlaf zu verbessern. Allerdings geben 20 % der Eltern an, „bisher noch nichts Konkretes“ ausprobiert zu haben, um ihren Schlaf zu verbessern. Die beliebtesten Methoden sind ansonsten feste Einschlafrituale (29 %) und die Investition in neue Kissen oder Matratzen (16 %). Pflanzliche Mittel oder Tees (7 %), digitale Helfer wie Schlaf-Apps oder White-Noise Geräte (6 %) oder eine professionelle Schlafberatung (1,6 %) finden eher wenig anklang.
Die Kinder ins Bett bringen – Wahrnehmung vs. Realität
Auf den ersten Blick scheint alles gleichberechtigt: Mit 33 % ist eine faire Aufteilung (50:50) die häufigste Antwort aller Eltern darauf, wer für das Zu-Bett-Bringen der Kinder zuständig ist. Doch der Blick hinter die Kulissen auf die Geschlechtsunterschiede offenbart eine andere Realität: Während 42 % der Männer die Aufteilung als fair empfinden, sehen das nur 26 % der Frauen so. Gleichzeitig gibt über ein Drittel der Frauen an, diese Aufgabe fast ausschließlich allein zu übernehmen. Bei Männern sind es nur 9 %.
Der Gender Gap bleibt über alle Kindesalter hinweg bestehen: Bei Babys (0-2 Jahre) übernehmen 36,5% der Frauen das Ins-Bett-Bringen allein vs. 13% der Männer. Bei Kindern (3-10 Jahre) sind es 36 % vs. 10 %, und selbst bei Teenagern (11-18 Jahre) noch 32 % vs. 9 %. Der Wahrnehmungsunterschied bleibt konstant: Männer sehen die Aufgaben häufiger als „fair geteilt“ als Frauen, dabei übernehmen der Untersuchung nach Frauen dreimal häufiger die alleinige Verantwortung für die Einschlafbegleitung der Kids.
Dies zeigt klar: Was erst als gleichberechtigte Care-Arbeit wahrgenommen wird, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen doch noch als traditionelle Rollenverteilung.
Intimität leidet, aber nur vorübergehend
Ein sensibles, aber wichtiges Thema: die Auswirkungen von Kindern auf die Paarbeziehung. Insgesamt geben 24 % aller Eltern ehrlich zu, dass „die Intimität oft auf der Strecke bleibt“. Dem gegenüber steht spannenderweise eine ebenso große Elterngruppe, die kein Problem hat, diese Nähe zu schaffen. Gleichzeitig nutzen 22 % aller Eltern die Zeit für sich, wenn die Kinder sicher schlafen und weitere 10 % planen feste Date Nights.
Interessant zeigt sich dabei, dass Väter in der Baby-Phase ihres Kindes stärker unter dem Intimitätsverlust leiden als Mütter: 51 % der Männer beklagen fehlende Intimität gegenüber 45 % der Frauen. Männer versuchen laut Befragung dafür dreimal häufiger gegenzusteuern und setzen auf feste Date Nights (27 % vs. 9 %). Diese geschlechtsspezifischen Unterschiede verschwinden jedoch mit der Zeit: Bei Teenager-Eltern sehen sowohl Männer als auch Frauen zu etwa gleichen Anteilen kein Problem mehr bei der Intimität.
Insgesamt zeigt der Verlauf der Lebensphasen eine deutliche Entspannung: Während bei frisch gewordenen Eltern noch knapp die Hälfte (48 %) über fehlende Intimität klagt, sind es bei Teenager-Eltern nur noch 23 % – die Paarbeziehung bekommt also mit zunehmendem
Eigenes Zimmer oder Familienbett?
Überraschend ist zunächst, dass 33 % der Eltern angeben, dass ihre Kinder bereits überwiegend innerhalb des ersten Lebensjahres im eigenen Zimmer geschlafen haben. Die Mehrheit der deutschen Eltern lässt sich jedoch deutlich mehr Zeit: Fast jedes vierte Kind (24 %) schläft erst mit 1-2 Jahren allein, weitere 17 % sogar erst mit 3-4 Jahren.
Besonders bemerkenswert: Mehr als jedes dritte Kind (38 %) schläft mindestens bis zum 3. Lebensjahr im Elternbett oder Elternzimmer – ein Zeichen dafür, dass das Familienbett in Deutschland weit verbreiteter ist als oft angenommen. Dabei entscheiden sich 6 % der Familien sogar dauerhaft für das gemeinsame Schlafen im Familienbett.
Die Krux mit dem Kissen: OK, aber nicht optimal
Ein Kontrast zeigt sich beim Thema Schlafausstattung: 30 % aller Familien sind „grundsätzlich zufrieden" mit ihrer Kissen-Situation. Gleichzeitig merkt aber mehr als jede vierte Familie an, dass jeder einen anderen Härtegrad braucht, Kissen zu schnell platt werden (12 %) oder nicht für alle Schlafpositionen passen. Das zeigt: Viele Familien haben sich mit suboptimalen Lösungen arrangiert, ohne das volle Potenzial für besseren Schlaf auszuschöpfen. Entsprechend wacht auch fast jedes zehnte Elternteil oft mit Nackenverspannungen auf.
Was haben wir gemacht?
Für unsere Familienschlaf-Studie 2025 haben wir im September 2025 eine repräsentative Online-Umfrage mit 1.003 Eltern in Deutschland in Zusammenarbeit mit Norstat durchgeführt. Die Umfrage umfasste 9 Hauptfragen mit verschiedenen Antwortoptionen zu Themen wie Schlafgewohnheiten, Schlafdefizit, Aufgabenverteilung, Intimität, verwendete Schlafhilfen und Schlafausstattung.
Die 1.003 befragten Eltern wurden je nach Alter ihrer Kinder in drei Lebensphasen eingeteilt: Baby-Eltern (0-2 Jahre), Eltern von Schulkindern (3-10 Jahre) und Eltern von Teenagern (11-18 Jahre). Diese Aufteilung ermöglicht es, die Entwicklung des Elternschlafs je nach Kindesalter zu verfolgen. Repräsentativ für alle deutschen Eltern ist die Gesamtstichprobe. Die Altersgruppen zeigen Trends innerhalb der verschiedenen Familienphasen auf.