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Der mit dem Wind spielt
Portraits 4 min Lesezeit

Der mit dem Wind spielt

Windsurfer Lennart Neubauer über Verletzungen, mentale Stärke und den Weg an die Weltspitze

Er ist der Rising Star der Windsurfing Szene: Lennart Neubauer. Halb Deutsch, halb Grieche, 100% Surfer. Schon mit 15 startete er bei Profi-Contests, dann wurde er von einer Verletzung zurückgeworfen, letztes Jahr wurde er Vizeweltmeister im Freestyle Windsurfen und jetzt, mit 20, soll der erste Weltmeistertitel her. Und viele weitere sollen in den nächsten Jahren folgen.

Unter seiner Cap bahnt sich lockig langes Haar den Weg um die Ohren herum.

Sein Gesicht ist braun gebrannt, die Schultern breit, das Lächeln ebenso.

Um den Hals trägt er eine lederne Schnur mit einem kleinen Haifischzahn daran. Lennart Neubauer sieht aus, wie sich wohl jeder Mensch einen Surfer vorstellt. Und ein bisschen pflegt er dieses Image auch. Warum auch nicht!

Die Zeiten, in denen Windsurfer weltweite Superstars waren und in Europa jeder dritte Haushalt eine Windsurfing-Ausrüstung in der Garage hängen hatte, sind vorbei. Damals, als Robby Nash und Bjørn Dunkerbeck in den 80er und 90er Jahren die Windsurfing-Szene beherrschten, war Lennart noch lange nicht geboren. 2004 kam er in Bremen auf die Welt. Seine Mutter ist Deutsche, sein Vater Grieche. Und in Griechenland, genauer gesagt auf Naxos, wächst Lennart auf. Weniger als 20.000 Einwohner leben auf der ägäischen Insel, die für die vielen Sandstrände, malerische Dörfer und Windsurfer bekannt ist.

Die Windsurfer beobachtet Lennart schon früh. Und will auch einer werden.
Lennart neubauer

Gewogen und für zu leicht befunden

Im Alter von zehn Jahren unternimmt er den ersten Versuch. Aber in den Sommerferien sind die Surfschulen ausgebucht und er ist laut Surflehrer zu leicht. Ein paar Monate und einige extra Teller später wird Lennart in der Surfschule aufgenommen. Seine Erfolgstory beginnt. Weltmeistertitel reiht sich an Europameistertitel – und immer so weiter.

Lennart ist zu gut für seine Altersklassen und surft mit 15 Jahren bereits bei den Profis mit.

Plötzlich tritt er gegen seine Childhood-Heros, den neunfachen Weltmeister Gollito Estredo aus Venezuela oder den Freestyle Weltmeister von 2013 Kiri Thode an. „Gegen diese Jungs zu fahren, das war schon sehr speziell, das mitzuerleben. Als kleiner Lennart damals“, denkt der immer noch junge Profi an seine ersten Wettkämpfe im Freestyle Windsurfen zurück.

Im Wasser frei

Dass Lennart zum Freestyle Windsurfen gekommen ist, führt er auf seinen ersten Trainer zurück. Aber auch darauf, dass das Windsurfen eine Sportart für Individualisten ist. „Ich hatte zu der Zeit nicht allzu viele Freunde und war nicht wirklich ein Teamsportler.

Beim Windsurfen bist du für dich selbst verantwortlich, wenn ein Trick nicht klappt kannst sonst niemandem die Schuld geben. Das war der perfekte Sport für mich“, sagt Lennart.

Und die Leidenschaft hält bis heute an. „Eigentlich fühle ich mich noch wie mit 13. Ich will einfach nur Surfen. Auf dem Wasser bin ich frei und wenn ich mal traurig bin, weiß ich, wo ich hingehen muss, um wieder in einen besseren Mood zu kommen. Windsurfen ist für mich der beste Sport aller Zeiten“, schwärmt Lennart.

Ganz, ganz, ganz viel Selbstvertrauen

Die mentale Stärke ist etwas, worauf Lennart großen Wert legt. Er sagt, dass sich beim Freestyle Windsurfen 90 Prozent im Kopf abspielen. „Körperlich könnten sehr, sehr, sehr viele Leute machen, was ich mache. Aber beim Windsurfen kommt es darauf an, ob du es im Heat umsetzen kannst. In einem Heat kannst du 50% schlechter fahren als du eigentlich fährst oder 50% besser. Das hat alles mit Adrenalin zu tun, mit Vorbereitung und ganz, ganz, ganz viel Selbstvertrauen. Da scheitern sehr viele daran. Und am Ende, wenn dann zwei Athleten gegeneinander antreten, die ein einigermaßen gleiches Level haben, dann ist auf jeden Fall das Mentale entscheidend“, weiß Lennart.

Um sich das Selbstvertrauen zu holen wiederholt Lennart seine Tricks immer und immer wieder, bringt sich im Fitnessstudio und auf dem Rad in Bestform und legt zwischen den Trainingseinheiten großen Wert auf Recovery.

Ein weiterer ganz wichtiger Faktor für ihn ist die Zusammenarbeit mit einem Mentaltrainer.

Der hat ihm auch geholfen, nach einer langwierigen Knieverletzung stark zu bleiben und schnell wieder an die Weltspitze zurückzukommen. Und er hat mit Lennart an seinem Mindset gearbeitet.

Auf dem Weg an die Spitze

Obwohl der Shooting-Star zweiter der Weltmeisterschaft wurde und zweiter in der Weltrangliste ist, sagt er, ohne dabei überheblich zu wirken: „Für mich bin ich gerade der Beste in der Welt im Freestyle. Natürlich bin ich zweiter der Welt in der Weltrangliste, aber ich habe zuletzt so verdammt hart trainiert, dass ich weiß, dass es sich auszahlen wird. Auf dem Level gehört es zu einem Athleten auch dazu, daran zu glauben, dass man der Beste ist. Ich glaube, es gibt keinen Athleten, keinen Greatest of All Time, der nicht an sich geglaubt hat“, sagt Lennart.

Das Mindset von Lennart ist inspirierend und ansteckend.

Und so sind wir ebenfalls fest davon überzeugt, dass Lennart in den nächsten Jahren viele Weltmeistertitel feiern kann und wollen ihn auf diesem Weg bestmöglich unterstützen.